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Kommission empfiehlt Rückgabe von Raubkunst

1998
1970
1945
Der Standard 24 January 2012


Die Empfehlung der Kunstrückgabe-Kommission betrifft Werke von Anton Romako, Jakob Alt und Thomas Ender

Graz - Das Universalmuseum Joanneum (UMJ) soll Werke von Anton Romako, Jakob Alt und Thomas Ender aus ehemaligen Sammlungen von Oskar Reichel und Valerie Eisler restituieren. Zu dieser Empfehlung ist die vom Land Steiermark eingerichtete Kunstrückgabe-Kommission gekommen. Am Donnerstag wird sich die steirische Landesregierung in ihrer Sitzung mit den Restitutionsfällen beschäftigen.

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Die Entziehung durch u.a. Diebstahl und Raub von privaten Kunstbesitz war ein zentraler Teil der gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Enteignungs- und Vernichtungspolitik. Seit 1998 beschäftigt man sich am UMJ mit der Überprüfung von Kunstobjekten, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und danach bis 1955 in die Sammlungen gekommen sind.

70 Objekte "bedenklich"

Rund 70 Objekte wurden nach Abschluss des ersten Restitutionsberichtes im Jahr 1999 als "bedenklich" eingestuft. Seither hat das steirische Museum zu 28 Objekten aus der Alten Galerie, der Neuen Galerie, der Kulturhistorischen Sammlung und der Münzensammlung Rechtsnachfolger gefunden und die Werke restituiert.

Für jene Fälle, in denen sich vorerst keine eindeutige Rechts- und Sachlage ermitteln ließ, wurde im Herbst 2011 eine eigene Kommission eingesetzt: Diese empfiehlt nun der Landesregierung zum einen das Gemälde "Südfranzösische Bäuerin" von Anton Romako aus der ehemaligen Sammlung von Oskar Reichel zur Restitution, heißt es in dem von Kulturlandesrat Buchmann eingebrachten Antrag, der am Donnerstag von der Landesregierung behandelt wird. Das Gemälde befindet sich in der Sammlung der Neuen Galerie.

Weitere Rückstellungs-Empfehlung

Der jüdische Internist Oskar Reichel (geb. 1869) besaß vor 1938 eine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst in Wien. Sein Kunsthandel wurde 1938 gesperrt und "liquidiert". Reichel selbst starb 1943 im Greisensiechenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Seine Frau Malvine wurde im Jänner 1943 in das KZ Theresienstadt deportiert, überlebte und wanderte in die USA aus, wo sie 1951 starb.

Eine weitere Rückstellungs-Empfehlung aus der Sammlung der Neuen Galerie hat die Kommission für ein Ölbild von Jakob Alt ("Partie von Castellamare am Golf von Neapel bei Sonnenuntergang/ Seestimmung mit Segelbooten") sowie das Ölbild "Südtiroler Landschaft, die Zenoburg bei Meran" von Thomas Ender gegeben. Beide Werke stammen aus der Sammlung Valerie Eisler, die 1942 von Wien nach Riga deportiert und dort im KZ ermordet wurde.

In beiden Fällen gab es in den vergangenen Jahren bereits Rückgaben durch Wiener Museen. Daher seien die Erben bekannt und können nach Aktualisierung der Erbnachfolge kontaktiert werden, hieß es. (APA)

http://derstandard.at/1326503558035/Universalmuseum-Joanneum-Kommission-empfiehlt-Rueckgabe-von-Raubkunst
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