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Kultusgemeinde will neuen Entscheid über Restitution

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Tiroler Tagezeitung 9 September 2012
Von Catharina Oblasser

Das Egger-Lienz-Bild „Die Wildbrethändlerin“ soll noch einmal in den Gemeinderat. BM Blanik sieht zurzeit keinen Sinn darin

Lienz – „Wir haben Bürgermeisterin Elisabeth Blanik gebeten, das Bild ‚Die Wildbrethändlerin‘ noch einmal auf die Tagesordnung im Gemeinderat zu setzen“, sagt Erika Jakubovits, Restitutionsbeauftragte der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Das Kunstwerk des Osttiroler Malers Albin Egger-Lienz stand schon Ende 2010 im Mittelpunkt einer Debatte. Da lehnten die 21 Lienzer Mandatare noch unter BM Johannes Hibler (VP) eine Rückgabe an die Erben des einstigen Besitzers ab – mit zehn Nein-Stimmen und drei Enthaltungen. Jakubovits sprach damals von einem „Skandal“, aber nicht nur die IKG kritisierte die Entscheidung aus Osttirol scharf. Schließlich hatte die Kommission für Provenienzforschung das Bild als Restitutionsfall bezeichnet.

Obwohl es seither um die Restitutionspflichten der Stadt Lienz, die etliche Egger-Lienz-Werke besitzt, still wurde, will Jakubovits die Sache weiter vorantreiben. „Ich hoffe, von Bürgermeisterin Blanik bis Mitte September etwas zu hören. Eventuell werde ich selbst zu Gesprächen nach Lienz kommen“, erklärt sie.

Blanik (SP) bestätigt Gespräche über das Bild, das nach wie vor auf Schloss Bruck zu sehen ist. Eine neuerliche Abstimmung über die Rückgabe wird sie aber nicht so bald ansetzen. „Ich habe wenig Hoffnung, dass die ÖVP jetzt eine andere Entscheidung treffen würde als letztes Mal.“

Bei der ersten Abstimmung im November 2010 war zwar BM Hibler vehement gegen die Restitution aufgetreten, doch nicht alle ÖVP-Mandatare folgten seinem Beispiel. Es gab innerhalb der Fraktion auch eine Ja-Stimme und Enthaltungen, der Klubzwang war aufgehoben worden. Das wäre bei einer neuerlichen Abstimmung wieder so, meint Fraktionsführer Meinhard Pargger. „Aber solange sich an der Sachlage nichts ändert, bleibt unsere Meinung gleich.“

Blanik, die sich 2010 als Oppositionsführerin sehr für die Rückgabe eingesetzt hat, delegiert die weiteren Schritte nun an den Kulturausschuss. „Dort sitzen mehrere Juristen, die sollen eine Empfehlung zur weiteren Vorgangsweise abgeben.“ Das betreffe nicht nur die „Wildbrethändlerin“, sondern auch die „Christnacht“ von Egger-Lienz, die ebenfalls zurückgefordert wird. Ausschuss-Obfrau Verena Remler verweist auf die geplante Sitzung am 27. September. Dort soll eine Empfehlung erarbeitet werden.

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