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Die Abteilung Gegenwart meistert die vorletzte Hürde - The Contemporary Department masters the penultimate hurdle

1998
1970
1945
Der Bund 3 September 2014
Von Brigitta Niederhauser

Das Baugesuch des Kunstmuseums Bern liegt vor, 
und die Hälfte der Finanzierung ist gesichert.


Das Kunstmuseum, von der Schütte aus betrachtet. Der altehrwürdige Bau soll nun ein Geschoss für Gegenwartskunst erhalten.

Auf seinem langen Leidensweg zu einer eigenen Abteilung für Gegenwartskunst hat das Kunstmuseum Bern eine weitere Etappe geschafft: Gestern ist das Baugesuch veröffentlicht worden, und die Museumsleitung hat das jüngste Projekt vorgestellt. Präsentiert wurde ein simpler Umbau des zweiten Untergeschosses im Atelier-5-Bau, wo heute Kino und Büros untergebracht sind. Eingebaut wird ein weiterer Lift sowie eine neue Verbindungstreppe. Die einzige Veränderung, die von aussen sichtbar sein wird, ist eine Fensterfront an der Nordfassade des geplanten neuen, 600 Quadratmeter grossen Raums. Mit ihm vergrössert sich die Ausstellungsfläche im Atelier-5-Bau um fast 30 Prozent und umfasst neu vier Geschosse. Weiter wird das Museum über mehr Depoträume und eine verbesserte Haustechnik verfügen. Nicht tangiert vom Bauvorhaben ist der alte Stettlerbau.

Die Inhouse-Lösung, die Kunstmuseumsdirektor Matthias Frehner enthusiastisch als «das wichtigste Ereignis für das Kunstmuseum im laufenden Jahrzehnt» bezeichnet, ist auf einem Scherbenhaufen entstanden, sind doch alle ambitionierten Projekte – von einer Umnutzung des Progr bis zu einem grosszügigen Anbau – am Einwand des Denkmalschutzes oder an der Finanzierung gescheitert.

«Wettbewerbsgeschädigt»

Einen internen Umbau und eine Neunutzung bereits vorhandener Räume brachte vor vier Jahren nicht etwa die Museumsleitung ins Spiel, die Idee entwickelte vielmehr das Berner Architekturbüros Jordi + Partner AG, das auf eigene Kosten einen Projektvorschlag präsentierte. Von diesem war man im Museum so angetan, dass Jordi mit der Ausarbeitung eines detaillierten Projekts beauftragt wurde. Ein Vorgehen, das in der hiesigen Architektenszene zu einigem Unmut führte, weil das Vorhaben nicht öffentlich ausgeschrieben wurde (der «Kleine Bund» berichtete). Schäublin räumt denn auch ein, dass man «wettbewerbsgeschädigt» sei, viel Geld und Zeit verloren und darum auf einen neuerlichen Wettbewerb verzichtet habe.

Vom Umbau verspricht sich die Museumsleitung viel. So werde man endlich die Schätze der Sammlung Gegenwartskunst nicht nur vermehrt permanent ausstellen, sondern sie auch im Kontext der Kunstgeschichte, grösserer Traditionen und Zusammenhänge zeigen können, betont Kathleen Bühler, Kuratorin der Gegenwartskunst. «Dafür fehlte uns bisher der Raum.»

Mit Hansjörg Wyss im Gespräch

Ein gewichtiges Argument für die Inhouse-Lösung waren die Betriebskosten, die mit dem Umbau nur minim steigen sollen. Der Umbau, der vor einem Jahr noch auf 8,7 Millionen Franken veranschlagt wurde, wird neu auf 10,7 Millionen budgetiert. Verteuert wurde das Projekt unter anderem durch die neue, aufwendige Haustechnik.

Von den gut zehn Millionen hat das Museum laut Christoph Schäublin bis heute mehr als die Hälfte zusammen. «Wir sind sehr gut gestartet, und ist das Projekt einmal bewilligt, werden wir in kürzester Zeit die restlichen fünf Millionen aufbringen», ist Schäublin überzeugt. Noch nicht zu den Sponsoren gehört Hansjörg Wyss, der Mäzen, der einst für eine Abteilung Gegenwart im Progr an Bord geholt worden war, seine Spendierbereitschaft aber aufkündete, weil er wiederholt von den Stadtbehörden und der Museumsleitung brüskiert worden war. Man sei mit Wyss im Gespräch und informiere ihn laufend, sagt Schäublin. Ob man auch mit einem Beitrag der öffentliche Hand rechne, wollte er nicht verraten.

Wird das Baugesuch bewilligt und kommen die noch fehlenden Gelder zusammen, wird gemäss Frehner frühestens 2018 mit dem Umbau begonnen. Zeitdruck besteht keiner, das Kino zügelt 2015 an einen neuen Standort, das Institut für Kunstgeschichte und die Bibliothek 2017. Während der Umbauphase, die ungefähr ein Jahr dauern wird, soll der Atelier-5-Bau geschlossen, der Betrieb im historischen Stettlerbau aber weitergeführt werden.

Ob die neue Abteilung Gegenwart dereinst einen eigenen Leiter oder eine eigene Leiterin bekommen wird, steht noch nicht fest. Nur so viel: Die Abteilung wird in die Strukturen der neuen Dachorganisation integriert, in der Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee zusammengeführt werden und die noch nicht ausdefiniert sind.

 

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Kunstmuseum-Bern-legt-Baugesuch-fuer-Erweiterung-vor/story/15054950
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