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Feierliche Restitution in der Aula der Universität Rostock - Solemn restitution in Rostock University's hall

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University of Rostock 18 May 2016

Universitätsbibliothek gibt NS-Raubgut-Bücher an Audrey Goodman aus den USA zurück

Feierliche Restitution von NS-Raubgut-Büchern in der Aula der Universität Rostock (Fotos: Uni Rostock/T. Rahr)


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Am 18. Mai 2016 gab Robert Zepf, der Direktor der Universitätsbibliothek Rostock, in einem feierlichen Festakt in der Aula der Universität neun Bücher persönlich an Frau Audrey Goodmann, die Erbin ihrer früheren Besitzer, zurück.

Audrey Goodman (66) reiste auf Einladung der Universität Rostock aus New Jersey in den USA an, um gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter die Bücher in Empfang zu nehmen. Ihrer Familie war noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Flucht aus dem süddeutschen Königshofen nach England gelungen. „Wiedergutmachung ist angesichts des Unrechts und Leids, das Menschen erleiden mussten, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, kaum möglich. Daher sehen wir die Rückgabe der Bücher als einen Akt des Respekts und der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich so etwas niemals wiederholen darf“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock.

Seit August 2014 sucht die Universitätsbibliothek Rostock mit Unterstützung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in ihren Beständen systematisch nach NS-Raubgut-Büchern. Ziel des Projektes ist die Überprüfung, Erfassung, Katalogisierung und die Restitution von verdächtigen Büchern, die von den Nationalsozialisten unrechtmäßig beschlagnahmt wurden und in der Zeit zwischen 1933 und 1959 auf unterschiedlichen Wegen an die Universitätsbibliothek gelangt sind. Bereits Ende der 1990er Jahre fielen bei der Bearbeitung jiddischer Drucke mehrere Titel ins Auge, die aufgrund ungewöhnlicher Lieferantenvermerke in den Zugangsbüchern den Verdacht auf NS-Raubgut nahelegten. Mit Hilfe studentischer Praktikanten gelang zunächst die Durchsicht mehrerer hundert verdächtiger Bücher und der Aufbau einer Datenbank. „Vor allem Exlibris, Stempel, Autogramme oder handschriftliche Widmungen liefern wichtige Hinweise auf die Vorbesitzer – diese dann zu ermitteln ist eine kniffelige Detektivarbeit“, erläutert Robert Zepf, Direktor der Universitätsbibliothek. „Die Bücher sind nur selten von großem materiellem Wert. Für die Familien ihrer früheren Besitzer haben sie aber eine große ideelle Bedeutung – insbesondere dann, wenn es durch die Verfolgung in Deutschland kaum noch Erinnerungsstücke gibt.“

Bei den neun restituierten Büchern aus dem Besitz der jüdischen Familie Malzer handelt es sich um Bücher des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter Bände der fünf Bücher der Thora nach der Übersetzung von Lipmann Hirsch Loewenstein und das Buch „Sippurim : Prager Sammlung jüdischer Legenden“ von Siegfried Schmitz. Von den in den Jahren 1933 bis 1959 in den Besitz der Universitätsbibliothek Rostock als Geschenke oder Tauschgaben aufgenommenen etwa 50.000 Büchern sind bislang ca. 4.000 als NS-Raubgut-verdächtig eingestuft worden. 3.500 dieser Verdachtsfälle sind bereits im Onlinekatalog der Universitätsbibliothek verzeichnet. Durch intensive Forschungsarbeit konnten die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Projektes, Lisa Adam und Dr. Antje Strahl, über 70 Bücher eindeutig als NS-Raubgut identifizieren, weitere ca. 150 Bücher gelten als wahrscheinlich geraubt. In zwanzig Fällen konnten die früheren Besitzer bzw. ihre Erben bereits ermittelt werden, weitere Rückgaben werden derzeit vorbereitet.    

Kontakt:
Universitätsbibliothek Rostock
Robert Zepf
Direktor
Fon: +49 (0) 381 498 8600
Mail: robert.zepf(at)uni-rostock.de
www.uni-rostock.de

 

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