News:

Erbe fordert mehr Einflussnahme vom Staat - Heir calls for greater action by the government

1998
1970
1945
Die Welt/dpa 1 July 2016


München (dpa/lby) - Der Urenkel eines jüdischen Kunstsammlers hat bei der Rückgabe von in der Nazi-Diktatur beschlagnahmten Gemälden an die Besitzer mehr Einflussnahme vom Staat gefordert. «Die staatlichen Institutionen unternehmen von sich aus nichts, das ist sehr verstörend», sagte John Graykowski der Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag). Er verlangte auch mehr Transparenz von Museen. «Mit uns nahm kein Museum Kontakt auf», so Graykowski.

Gemälde von seinem Urgroßvater waren dem Bericht zufolge während des Zweiten Weltkrieges von der Gestapo in Wien beschlagnahmt und an hochrangige Nazis verkauft worden. Nach Kriegsende übergaben die Alliierten einige Gemälde an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München. Das Museum sollte die rechtmäßigen Eigentümer ausfindig machen. Stattdessen verkaufte das Museum in den 1950er und 1960er Jahren mehrfach Raubkunst an Familien von Nazigrößen - zu teilweise erstaunlich niedrigen Preisen, wie «Die Zeit» schreibt.

Graykowski fordert, dass die Archive für betroffene Familien auf der Suche nach Raubkunst frei zugänglich gemacht werden. Laut dem Bericht befindet sich eines der von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verkauften Bilder seines Urgroßvaters heute im Besitz des Dombauvereins im niederrheinischen Xanten, der die geforderte Rückgabe aber seit Jahren ablehne. «Ich war schockiert», so Graykowski, «denn ich bin selbst Katholik.»

http://www.welt.de/regionales/bayern/article156681133/Erbe-fordert-mehr-Einflussnahme-vom-Staat.html
© website copyright Central Registry 2024