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Münchner Bilderfund: Erst Geheimhaltung, dann Veröffentlichung - Munich Picture Trove: First Secrecy, then Publication

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1945
Monopol 15 November 2013


Seit knapp zwei Wochen hält der spektakuläre Münchner Bilderfund die Kunstwelt in Atem. Eine Chronologie

- 22. September 2010: Der Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt wird auf einer Zugfahrt von Zürich nach München kontrolliert. Zollfahnder schöpfen Verdacht, es könne ein Steuerdelikt vorliegen.

- 28. Februar 2012: Gurlitts Wohnung in München wird durchsucht. Die Fahnder entdecken rund 1400 Gemälde, Aquarelle, Lithografien, Drucke und Zeichnungen vor allem aus der klassischen Moderne. Der Fund wird geheim gehalten, die Berliner Kunstexpertin Meike Hoffmann mit der Erforschung der Herkunft beauftragt.

- 3. November 2013: Das Nachrichtenmagazin «Focus» bringt den Fall an die Öffentlichkeit und sorgt damit für eine Sensation.

- 4. November: Regierungssprecher Steffen Seibert sagt, die Bundesregierung habe «seit mehreren Monaten» von dem sensationellen Fund gewusst.

- 5. November: Die Staatsanwaltschaft Augsburg, die gegen Gurlitt ermittelt, und die Kunsthistorikerin Meike Hoffmann geben eine Pressekonferenz. Fotos einiger weniger Kunstwerke werden gezeigt. Der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz sagt, man wolle die Bilder weiter unter Verschluss halten.

- 6. November: Vor allem wegen des Verdachts, viele der gefundenen Werke seien Nazi-Raubkunst, wächst die internationale Kritik am Vorgehen der Behörden. «Wir wollen so schnell wie möglich eine Liste der Werke in der Sammlung veröffentlicht sehen», fordert Anne Webber von der Commission for Looted Art in Europe mit Sitz in London.

- 7. November: Nach immer lauterer Kritik wollen Bund und Bayern schnell Klarheit über den spektakulären Kunstfund schaffen. Das Haus von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) plädiert für eine Veröffentlichung der 1400 Werke.

- 8. November: Der Provenienzforscher Willi Korte fordert die rasche Einsetzung einer Taskforce zur Erforschung des Kunstschatzes.

- 11. November: Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warnt vor einem Schaden für Deutschlands Ansehen. Am Abend werden schließlich die ersten 25 Werke auf der Plattform «lostart.de» eingestellt. Eine Taskforce wird eingesetzt, sie soll die Herkunft der Bilder erforschen. Laut Staatsanwaltschaft können 380 Werke dem zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten «Entartete Kunst» nannten. Bei 590 Werken müsse überprüft werden, ob sie den rechtmäßigen Eigentümern in der Nazi-Zeit verfolgungsbedingt genommen wurden.

- 13. November: Die «Süddeutsche Zeitung» hat Cornelius Gurlitt vor seiner Wohnung abgepasst und zitiert ihn mit dem Kommentar: «Das alles ist eine große Büberei.»

- 14. November: Hunderte weitere Gemälde des Münchner Kunstschatzes sollen im Internet zu sehen sein. Dies kündigt die Leiterin der Taskforce, Ingeborg Berggreen-Merkel, an.

- 15. November: Der bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU) dringt auf eine Verständigung mit Gurlitt. Eine einvernehmliche Lösung sei im Interesse aller.http://www.monopol-magazin.de/artikel/20107523/Erst-Geheimhaltung--dann-Veroeffentlichung.html
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