Termin : 10. (09:45-17:30 Uhr) und 11. (09:45-16:00 Uhr) Dezember 2015
Ort : Jüdisches Museum Berlin, Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin, Auditorium
im EG ( Altbau)
Veranstalter : Initiative Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und verwandte
Einrichtungen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin
NS-Raubgut in Bibliotheken und Archiven – die Herkunftsgeschichte unserer Bestände zu erforschen, ist „keine Sache von nur akademischem Interesse: Provenienzforschung hat vor allem eine aktuelle politische Bedeutung und verdient breite öffentliche Aufmerksamkeit. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sie ganz konkret zur Völkerverständigung beitragen kann.“ So Rita Süßmuth 2003 in ihrem (verlesenen) Grußwort auf unserer ersten Veranstaltung „Provenienzforschung für die Praxis. Recherche und Dokumentation von Provenienzen in Bibliotheken“ in Weimar. Zwölf Jahre später trägt die Etablierung eines Deutschen Zentrums Kulturgutverluste mit seinen Möglichkeiten dieser politischen Bedeutung Rechnung.
Mit dem hier vorgelegten Programm greifen wir das Thema inzwischen zum vierten Mal auf. Ziel auch dieses Fortbildungsseminars ist – wie bei allen voran gegangenen – anhand von konkreten Beispielen praxisnah die Erfahrungen, Erkenntnisse und Hilfen zu vermitteln, die für die Recherche und die Dokumentation von Provenienzen benötigt werden – bis hin zur Vorbereitung und Durchführung von Restitutionen: Von Enteignung im Zuge der Verfolgung waren im Dritten Reich bekanntlich sowohl einzelne Personen als auch ganze Organisationen betroffen.
Während Entdeckungen im musealen Bereich unter Umständen spektakuläre Folgen haben können, geht es bei Büchern meist um Massenware von geringem Geldwert. Ihr immaterieller beziehungsweise symbolischer Wert hingegen kann mitunter gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Bücher gehörten unverbrüchlich zum jüdischen Alltag. Vielfach lagern sie als unerkanntes Raubgut noch heute in den Magazinen und Depots von Bibliotheken, Archiven und Museen. Indem wir nicht nachlassen, uns mit der Herkunft unserer Bestände zu beschäftigen, um den rechtmäßigen Eigentümern beziehungsweise ihren Erben zurückgeben zu können, was widerrechtlich in unsere Einrichtungen gelangt ist, können wir dazu beitragen, ein Stück dieses jüdischen Alltags wiedererstehen zu lassen.
Spurensuche erfordert Geduld und Akribie. Der aufwändige Prozess von Recherche und Dokumentation schafft oft Probleme und führt zu Ratlosigkeit. Hier greift unser Fortbildungsangebot: es richtet sich vorrangig an Kolleginnen und Kollegen, die sich NS-Raubgut Forschung zur Aufgabe gemacht haben und dabei entweder noch ziemlich am Anfang stehen, beziehungsweise an solche, die ihre hier benötigten Kompetenzen verbessern und erweitern möchten.
Programm
Donnerstag,10. Dezember 2015
09:45 Begrüßung (Cilly Kugelmann, Stellvertretende Direktorin, Museum- und Programm-
leiterin, Jüdisches Museum, Berlin)
10:00 Zur Einstimmung
10:15 Restitution von Kulturgut: zwischen Geschichte, Recht und Gefühl (Inka Bertz,
Leiterin der Kunstsammlungen und Kuratorin, Jüdisches Museum Berlin)
10:45 Kaffeepause/networking
11:15 Informationen zur Rechtslage (Carola Thielecke, Justiziarin, Stiftung Preußischer
Kulturbesitz, Berlin)
Spürsinn entwickeln
12:00 Die Zeichen erkennen – Ermittlung und Identifikation von NS-Raubgut
(Christiane Hoffrath M.A., Universitätsbibliothek Köln)
12:45 Mittagspause
14:15 Mit sechstem Sinn und Feingefühl - Erbensuche und Kontaktaufnahme
(Ulrike Preuss, Arbeitsstelle Provenienzforschung NS-Raubgut, SUB
Hamburg, im Dialog mit Volker Cirsovius-Ratzlaff, Staats- und Universitäts-
bibliothek Bremen und Plenum)
15:00 Kaffeepause/networking
15:30 Der Ansatz des Genealogen (Dr. Max Bloch, GEN Gesellschaft für Erbenermittlung
mbH, Niederlassung Köln)
Hilfsmittel/Datenbanken nutzen
16:15 Die Archivbestände des International Tracing Service und mit ihren Recherchemög-
lichkeiten (Dr. Akim Jah, International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen)
16:45 Digibaeck, das Online-Archiv des Leo-Baeck-Instituts (Aubrey Pomerance,
Leiter des Archivs und der Dependance des Leo-Baeck-Instituts am
Jüdischen Museum - angefragt)
17:30 Ende des ersten Veranstaltungstages
19:30 ff. Auf Wunsch: gemeinsames Abendessen
Freitag, 11. Dezember 2015
Hilfsmittel/Datenbanken nutzen (Fortsetzung)
09:45 Die Datenbanken des Bundesarchivs für jüdische Einwohner im Deutschen
Reich, 1933-45 (Dr. Jan Ludwig, Bundesarchiv Berlin)
10:15 Die Online-Datenbank des Landesarchivs Berlin zu den Wiedergutmachungsämtern
von Berlin (Gisela Erler, Landesarchiv Berlin)
11:00 Kaffeepause/networking
Finanzielle Unterstützung einwerben
11:30 Möglichkeiten des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste – Bestimmungen,
Antragstellung etc. (Dr. Uwe Hartmann), mit Vorstellung aktueller Förderprojekte
(jeweils 15 Minuten):
Werkstattbericht 1 : Alles koscher? - NS-Raubgut Forschung in einer
jüdischen Spezialbibliothek (Susanne Küther, Institut
für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg)
Werkstattbericht 2 : Die Suche geht weiter. NS-Raubgut in der SuUB Bremen
(Volker Cirsovius-Ratzlaff)
Werkstattbericht 3 : Bestandsübergreifende Provenienzforschung an der Klassik
Stiftung Weimar (Peter Prölß, Klassik Stiftung Weimar)
12:45 Mittagspause
Provenienzverzeichnung
14:00 Standards in der Provenienzverzeichnung (Michaela Scheibe,
Staatsbibliothek zu Berlin, Historische Drucke)
Der Weg zur strukturierten Provenienzverzeichnung im Bibliothekssystem –
es geht auch ohne Verbund ! (Christiane Hoffrath)
14:45 Provenienzforschung vermitteln – Strategien der Bildungsarbeit zu NS-Raubgut
(Elke Kollar, Klassik Stiftung Weimar)
15:30 Abschlussdiskussion und
16:00 Ende der Veranstaltung
16:30-18:00 Auf Wunsch: Führung durch das Jüdische Museum in Gruppen à max. 20 Personen
(Eintritt: EURO 4,-- pro Person, zuzügl. Umlage der Gebühr von EURO 60,-- für den
Guide.)
Kostenbeitrag : EURO 85,-- (early bird-Tarif bei Anmeldung bis zum 30. Oktober 2015); danach:
EURO 125,--
Anmeldung : mit Angabe der Rechnungsadresse bei Evelin Morgenstern – Initiative Fortbildung …
e.V. – morgenstern@initiativefortbildung.de
Anmelde-
schluss : 27. November 2015
Unterkunft: Wir empfehlen eine alsbaldige Reservierung (Weihnachtsgeschäft!) z. B. im
Motel One Berlin Mitte
http://www.motel-one.com/de/hotels/berlin/hot ... oder
Motel One am Spittelmarkt
http://www.motel-one.com/de/hotels/berlin/hot ...
Wir bitten um Selbstbuchung!