News:

Köln verliert seinen Kokoschka - Cologne loses its Kokoschka

1998
1970
1945
Kölnische Rundschau 9 April 2013

Jahrelang streiten die Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim um die Rückgabe von Werken aus seinem früheren Besitz. Nun haben sie einen spektakulären Erfolg. Das Museum Ludwig in Köln gibt ein wertvolles Kokoschka-Bild zurück.



Das Gemälde mit dem Titel „Portrait Tilla Durieux“ von Oskar Kokoschka. Foto: dpa

Köln: Auch wenn die reine Faktenlage nicht ganz eindeutig ist, wird die Stadt Köln wohl Oskar Kokoschkas Gemälde "Bildnis Tilla Durieux" an die Erben des jüdischen Galeristen und Kunstsammlers Alfred Flechtheim zurückgeben. Zwar stimmt der Rat der Stadt Köln erst am 30. April endgültig über die Rückgabe ab, doch gestern fiel bereits mit einer entsprechenden Empfehlung einer vom Rat beauftragten Kommission unter Vorsitz der früheren Verfassungsrichterin Jutta Limbach die Vorentscheidung.

Bereits seit 2008 beanspruchen die Erben Flechtheims die Rückgabe des Porträt-Gemäldes aus dem Jahre 1910, das Josef Haubrich 1946 den Kölner Museen gestiftet hatte. Haubrich hatte das Werk laut Informationen der Stadt Köln 1934 von einem engen Mitarbeiter Flechtheims erstanden. In Köln war man nach "umfangreichen Forschungen" davon ausgegangen, dass es sich bei dem Verkauf "nicht um einen NS-verfolgungsbedingten Verlust" handele, sondern dass Flechtheim den Erlös zur Deckung von Schulden aus der Zeit vor 1933 brauchte. Allerdings sei diese Theorie nicht zweifelsfrei zu belegen.

Der damalige Museumsdirektor Kasper König sagte dieser Zeitung: "Das ist eine ultrakomplizierte Sache, und wir haben jede Information, die wir hatten, an die Limbach-Kommission weitergegeben." König weist auch unabhängig von der Rückgabeforderung auf die heikle Geschichte des Bildes hin: "Der Künstler ist nie bezahlt worden, und die Porträtierte fand, dass sie auf dem Bild wie ein Aboriginal aussehe."

Zwar will Philipp Kaiser, Direktor des Museums Ludwig, so bald wie möglich mit den Erben über den Verbleib des Gemäldes in der Sammlung Haubrich verhandeln. Die Chancen darauf stehen allerdings schlecht. Denn die Erben bestehen auf der Rückgabe. Die Nachrichtenagentur dpa zitierte eine entsprechende Äußerung des Flechtheim-Anwalts Markus Stötzel. Er sagte: "Es besteht für uns keine Veranlassung, mit der Stadt Köln im Nachhinein über eine andere Lösung zu sprechen." (ht/wi)

http://www.rundschau-online.de/kultur/rueckgabe-an-erben-koeln-verliert-seinen-kokoschka,15184894,22322720.html
© website copyright Central Registry 2024