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NS-Raubkunst mit Milliardenwert in München gefunden: Fahnder entdecken 1500 Werke von Picasso, Matisse und weiteren Künstlern - Nazi-looted art worth billions found in Munich - Investigators discover 1,500 works by Picasso, Matisse and other artists

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Focus 3 November 2013

NS-Raubkunst mit Milliardenwert in München gefunden


Bilder von Dutzenden Meistern der klassischen Moderne sind nach FOCUS-Informationen in einer Münchner Wohnung beschlagnahmt worden. Die etwa 1500 Gemälde von Malern wie Picasso, Matisse, Chagall, Nolde und Klee waren im Dritten Reich konfisziert worden – und galten seither als verschollen. Geschätzter Wert: eine Milliarde Euro.
Bayerische Zollfahnder haben einen einmaligen Kunstschatz entdeckt: Die Fahnder beschlagnahmten nach FOCUS-Informationen bereits im Frühjahr 2011 in einer Münchner Wohnung etwa 1500 bislang verschollene Bilder von Dutzenden Meistern der klassischen Moderne. Darunter sind Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Marc Chagall, Emil Nolde, Franz Marc, Max Beckmann, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner und Max Liebermann.

Die Bilder waren im Dritten Reich von den Nationalsozialisten als „entartet“ konfisziert oder jüdischen Sammlern geraubt worden. Die Aktion des Zolls lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wurde von den Behörden geheim gehalten.

300 Werke galten als „entartete Kunst“

Aufgekauft hatte die Werke der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt in den 30er- und 40er-Jahren. Dessen Sohn Cornelius Gurlitt hortete die Bilder über ein halbes Jahrhundert in seiner Schwabinger Wohnung. Bei einer zufälligen Bargeldkontrolle im September 2010 war Cornelius Gurlitt während einer Zugreise von der Schweiz nach München aufgefallen. Die Fahnder recherchierten weiter und erwirkten im Frühjahr 2011 eine Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen.

Die Bilder, deren Wert sich auf rund eine Milliarde Euro belaufen könnte, liegen inzwischen in einem Sicherheitstrakt des bayerischen Zolls in Garching bei München. Die Berliner Kunsthistorikerin Meike Hoffmann versucht, die Herkunft und den Wert der Bilder zu ermitteln. Den Untersuchungen zufolge gehören mindestens 300 der aufgetauchten Werke zu den verschollenen Exponaten der „entarteten Kunst“. Für mindestens 200 Werke liegen offizielle Suchmeldungen vor.

Gurlitt lebte vom Verkauf der Gemälde

Die zuständige Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt nach FOCUS-Informationen gegen Cornelius Gurlitt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Nach FOCUS-Recherchen hatte der 80-Jährige im Laufe der Zeit einige Gemälde verkauft und offenbar von dem Erlös gelebt.

Gurlitt ist ein Einzelgänger, dessen Existenz in Deutschland bislang keiner Behörde bekannt war. Nach der Razzia ließ er zumindest ein weiteres Gemälde – ein Bild von Max Beckmann – für 864 000 Euro beim Auktionshaus Lempertz in Köln versteigern.

Unbekanntes Frauen-Porträt von Matisse

Zu den jetzt entdeckten Werken zählt auch ein Bild von Henri Matisse, das einst dem jüdischen Sammler Paul Rosenberg gehört hatte. Rosenberg musste vor seiner Flucht aus Paris seine Sammlung zurücklassen.

Seine Enkeltochter Anne Sinclair, die Frau des ehemaligen Topbankers Dominique Strauss-Kahn, kämpft seit Jahrzehnten um die Rückgabe der von den Nazis gestohlenen Bilder. Von einem jetzt aufgetauchten Frauen-Porträt von Matisse wusste Anne Sinclair bis heute nichts.

http://www.focus.de/kultur/kunst/1500-werke-von-picasso-bis-chagall-zollfahnder-entdecken-sensationellen-kunstschatz-in-muenchen_aid_1147066.html
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