Von H.-W.Saure und Ralf Gawel
Das Gemälde „Allegorische Szene“ von Marc Chagall (1887– 1985) ist nicht datiert und gilt als unbekanntes Werk des Künstlers
München – Wer sind die rechtmäßigen Besitzer der 1400 Gemälde, die im März 2012 beim Kunstsammler Cornelius Gurlitt (80) beschlagnahmt wurden? Stammen sie aus dem Kunstraub der Nazis? Das ist DIE Frage, mit der sich die Staatsanwaltschaft und die Kunstwelt beschäftigt.
Jetzt kann BILD das Rätsel um das Gemälde „Allegorische Szene“ von Marc Chagall lösen, das die Staatsanwaltschaft bei ihrer Pressekonferenz präsentierte.
Der Chagall, der jahrelang in Gurlitts Münchner Wohnung lag, stammt tatsächlich aus dem Kunstraub der Nazis. Das wertvolle Bild gehörte der deutsch-jüdischen Familie Blumstein, die in Riga (Lettland) lebte.
Beim Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion beschlagnahmte die Gestapo 1941 das Haus der Blumsteins in Riga und deren wertvolle Kunstwerke.
Das belegen Unterlagen der Wiedergutmachungsämter von Berlin, die im Landesarchiv aufbewahrt werden und BILD vorliegen.
Savely Blumstein, der sich vor den Nazis in die USA retten konnte, stellte 1957 einen Entschädigungsantrag für dieses und andere Bilder der Familie. 1981 bekam er von der Bundesregierung 25 000 Mark Entschädigung.
Dabei hat allein das Chagall-Bild nach Schätzungen von Kunstkennern einen Wert von bis zu einer Million Euro.
BILD fand die Söhne des 2009 verstorbenen Savely Blumstein und informierte sie über das in München aufgetauchte Chagall-Bild. Neil (57) und Philip (53) zu BILD: „Unser Vater sprach oft über den Chagall und andere Kunstwerke, die von den Nazis gestohlen wurden. Wir sind froh, dass BILD uns gefunden hat.“
Gurlitts Vater behauptete, er habe den Chagall 1943 geschenkt bekommen.
Jetzt können die Blumsteins bei der Staatsanwaltschaft die Herausgabe des Gemäldes beantragen.