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Geglückte Restitution des Gemäldes „Sommer (Frau und Junge)“ von Hans Thoma - A Successful Restitution of the Hans Thoma painting 'Summer (woman and boy)'

1998
1970
1945
Frankfurt.de 23 December 2013

(pia) Das Frankfurter Sammlerehepaar Albert (1862-1912) und Hedwig Ullmann (1872-1945), geb. Nathan, besaßen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Kunst- und Kunsthandwerksammlung in Deutschland. Der früh verstorbene Albert Ullmann war geschäftsführender Direktor der Frankfurter Chemiefabrik Cassella. Neben wertvollen Metallarbeiten und keramischem Kunsthandwerk gehörte auch eine Gemäldesammlung mit Werken von Carl Spitzweg, Hans Thoma, Eduard Manet und Max Liebermann zu dem Bestand. Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Ehepaar die neobarocke Villa des Kaufmanns Alexander Gerlach in der Frankfurter Guiolettstraße 34 bezogen. Zusammen mit dem Haus erwarben sie eine Jahreszeitenfolge, die Hans Thoma im Auftrag von Gerlach 1874 an die Wände des Gartensaals gemalt hatte. Zwei dieser Gemälde waren der Sommer (Frau und Junge) sowie der Frühling (Pflügender). Nach dem Tod ihres Mannes erbte Hedwig Ullmann den Kunstbesitz, einschließlich der beiden Gemälde.

Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland änderte sich das Leben von Hedwig Ullmann und ihren beiden Söhnen wegen ihrer jüdischen Abstammung grundlegend. Unter dem Druck der nationalsozialistischen Herrschaft sah sich die Familie gezwungen, Deutschland zu verlassen und den größten Teil des Kunstbesitzes zu veräußern, um Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe aufbringen zu können. Zu den von Hedwig Ullmann veräußerten Werken zählen auch die beiden Jahreszeitengemälde. Die wandfesten Gemälde waren bereits im Vorfeld im Rahmen eines Umbaus von der Wand abgelöst, auf Leinwand aufgezogen und mit Stuckplatten hinterlegt worden. Als Käufer fungierte 1938 die Münchener Galerie Heinemann. Die Galerie wurde noch im selben Jahr arisiert und die Kunstobjekte aus der Sammlung Ullmann gelangten so in den Besitz des langjährigen Mitarbeiters der Galerie, Friedrich Heinrich Zinkgraf. Im Rahmen einer Einigung vor der Wiedergutmachungskammer blieben die Gemälde bei Heinrich Zinkgraf. Als sein Nachlass 1954 versteigert wurde, wechselten die Gemälde abermals den Besitzer. Aus dem Kunsthandel erwarb die Historisch-Archäologische Gesellschaft (HAG) das Gemälde „Sommer“ und übergab es dem Historischen Museum Frankfurt als Dauerleihgabe. Albert Ullmann war selbst im Vorstand der HAG tätig gewesen und Hedwig Ullmann war langjähriges Vereinsmitglied.

Die Anwaltskanzlei Rowland Associates, New York, trat 2011 als Vertreter der Erbengemeinschaft von Hedwig Ullmann an das Historische Museum Frankfurt und 2012 an die Historisch-Archäologische Gesellschaft heran. Die Historisch-Archäologische Gesellschaft als Eigentümern des Gemäldes „Sommer“ hat den NS-verfolgungsbedingten Verkauf anerkannt. Unterstützt von den Mitarbeitern des Historischen Museums, insbesondere der für das Museum tätigen Provenienzforscherin Maike Brüggen, hat die HAG im Verlauf der nachfolgenden Monate eine faire und gerechte Lösung gefunden. Das Gemälde „Sommer“ von Hans Thoma wurde an die Erbengemeinschaft restituiert. Die Erbengemeinschaft hatte zudem Interesse, dass neben dem Gemälde „Sommer“ auch das Gemälde „Frühling“ in Frankfurt verbleibt und weiterhin in einem musealen Kontext ausgestellt werden kann. Erst durch die Spende eines Mitglieds der Historisch-Archäologischen Gesellschaft konnte nun eine gemeinsame Lösung für beide Gemälde gefunden werden. Die Gemälde werden durch die Historisch-Archäologische Gesellschaft von der Erbengemeinschaft gekauft und dem Historischen Museum Frankfurt als Dauerleihgabe übergeben. In dem komplexen Restitutionsfall waren die Verhandlungen aller beteiligten Partner von einem hohen Maß an Respekt und Verständnis geprägt und können daher vorbildhaft sein für vergleichbare Restitutionsfälle in Deutschland.

English summary:

The restitution is from the Frankfurth Historical Museum to the heirs of Hedwig Ullmann (172-1945).

As part of the agreement, the painting, together with 'Spring', a sister painting by Thoma alrready restituted to the heirs from another source, were acquired by the Historical Museum and now hang together there.

http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2855&_ffmpar[_id_inhalt]=20655663
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