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Provenienzforschung in Frankfurt - Provenance Research in Frankfurt

1998
1970
1945
Frankfurter Rundschau 28 January 2014
 

Im Depot des Städel lagern noch viele Bilder, deren genaue Herkunft ungeklärt ist. Foto: Andreas Arnold

Die Forschung nach der ungeklärten Herkunft vieler Werke ist auch fast 70 Jahre nach dem Ende des Naziregimes noch lange nicht abgeschlossen. Eine kleine Bestandsaufnahme der Provenienzforschung in Frankfurt.

Was passiert zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in Frankfurt?

Laut Uwe Hartmann, Leiter der Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin, liegt Frankfurt im Vergleich mit anderen großen Städten „ziemlich gut“. Allerdings lässt die Stadt die Museen bei der Nachforschung ein bisschen alleine. „In Nürnberg und Köln etwa wurden in der städtischen Verwaltung Stellen geschaffen, das könnte auch beispielhaft für Frankfurt sein“, so Hartmann.

Was sagt die Stadt dazu?

„Wir haben das Gefühl, dass sich in den Museen intensiv um das Thema gekümmert wird. Im Rahmen der Konsolidierung ist bei der Stadt keine Stelle für Provenienzforschung vorgesehen“, so Antje Runge vom Kulturdezernat. Eine Anfrage der SPD-Fraktion an den Magistrat zum Stand der Provenienzforschung in Frankfurt blieb bislang unbeantwortet.

Was passiert in den maßgeblich betroffenen Museen?

Im Städel wird Provenienzforschung kontinuierlich seit zwölf Jahren betrieben. Es war damit nach eigener Aussage eines der ersten Museen, das die Herkunft seiner Bestände systematisch erforscht hat. Derzeit geht das Museum von 900 Werken im Bestand aus, die nach 1933 erworben und vor 1945 datiert sind. Bislang konnte mit 400 Werken aber nur weniger als die Hälfte bearbeitet werden, um eine lückenlose Provenienz nachzuweisen. Sieben Gemälde und eine Grafik wurden in diesem Zusammenhang restituiert.

Das Historische Museum bemüht sich seit 2009 um Mittel für die Provenienzforschung. Von den etwa 300 Werken mit den genannten Kriterien wurde bislang erst ein kleiner Teil umfassend bearbeitet. „Die Überprüfung möglicherweise verdächtiger Erwerbungen ist noch lange nicht abgeschlossen“, räumt Direktor Jan Gerchow ein.

Das Museum für Angewandte Kunst macht keine konkreten Angaben. „Provenienzforschung war, ist und bleibt eine Aufgabe für das Museum für Angewandte Kunst“, sagt Direktor Matthias Wagner K und räumt ein, dass es im Haus noch immer Stücke gibt „deren Herkunft nicht erforscht ist“. Das Museum plant anhand von im Museum befindlichen Archivmaterialien eine digitale Dokumentations- und Präsentationsplattform zur Sichtbarmachung der in alle Welt zerstreuten, ehemals aus 1400 Stücken bestehenden Sammlung Goldschmidt-Rothschild aus dessen ehemaligem Stadtpalais in der Bockenheimer Landstraße. Ziel sei es, gemeinsam mit Personen und Institutionen, die Teile der Sammlung in ihrem Besitz haben, eine anschauliche Landkarte zu entwickeln. Damit würde die Provenienzforschung aus einer neuen Perspektive betrachtet und „in einem erweiterten, transformatorischen Prozess eine Aktualisierung erfahren“, so Wagner K. (ote)

http://www.fr-online.de/raubkunst/nach-dem-fall-gurlitt-provenienzforschung-in-frankfurt,25064474,26014990.html
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