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Land Hessen gibt Silberbecher aus NS-Raubkunst zurück - Hesse returns a Nazi-looted silver cup

1998
1970
1945
Hesse Ministry of Science and Art 31 March 2017

Provenienzforscher fanden Objekt in den Beständen der Museumslandschaft Hessen Kassel

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein übergibt dem Enkel des verstorbenen Becher-Besitzers, Jason Bowie, und seine Frau Barbara mit Sohn Elliot den Silberbecher.

Wiesbaden/Kassel. Ein von den Nationalsozialisten geraubter Silberbecher ist zurück bei seinen Eigentümern: Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute das Gefäß aus dem 18. Jahrhundert an den Enkel des verstorbenen Kunstliebhabers Dr. Walter Moritz Lieberg überreicht. Dr. Lieberg lebte in Kassel; seine Sammlung war 1939 Ziel einer Hausdurchsuchung. Provenienzforscher haben den Becher nun in den Beständen der Museumslandschaft Hessen Kassel entdeckt.

"Besonderer Moment, Nachkommen zu treffen"

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Die Nationalsozialisten mit ihren ungeheuerlichen Verbrechen machten auch vor der Kunst nicht Halt: Sie beraubten Sammler ihrer Werke, die sie oft über Jahrzehnte hinweg mit viel Sachverstand und Leidenschaft zusammengestellt hatten. Es ist für mich ein besonderer Moment, heute den Nachkommen eines Kunstliebhabers zu treffen, dem solches Unrecht widerfahren ist, und ihm den Becher zurückzugeben.“

In den vergangenen zwei Jahren haben Provenienzforscher Kunstwerke der Museumslandschaft Hessen Kassel auf Raubkunst hin untersucht. Eigentlich hatten sie dabei die Gemälde im Blick, die die damaligen Staatlichen Kunststammlungen zwischen 1933 und 1945 erworben hatten. Im Archiv der Museumslandschaft aber entdeckte der Forscher Günther Kuss Unterlagen, die einen Silberbecher aus der Sammlung Angewandte Kunst in den Fokus der Untersuchung rückten.

Enkel nimmt Becher entgegen

Sie dokumentieren, dass Mitarbeiter der Staatlichen Kunstsammlungen im Februar 1939 die Kasseler Wohnung des jüdischen Emigranten Dr. Walter Moritz Lieberg durchsucht und Kunstwerke entwendet hatten. Diese schanzten sie den Kunstsammlungen zu – zum „Schutz des deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung“, wie es im NS-Jargon hieß.

Nach dieser Entdeckung machte sich die Museumslandschaft Hessen Kassel auf Spurensuche. Sie fanden heraus, dass Dr. Lieberg 1941 mit seiner Frau in die USA ausgewandert war und dort 1975 starb. Die Forscher konnten seine Kinder ausfindig machen, die von der Existenz des Silberbechers nichts wussten. Sie freuten sich, ein Erinnerungsstück an ihren Vater zurückzubekommen und schlugen vor, dass Liebergs in Wien lebender Enkel, Jason Bowie, den Becher entgegennehmen solle.

Zentrale Stelle für Provenienz-Forschung

„Es ist wichtig, dass wir uns unserer Vergangenheit stellen und das geschehene Unrecht aufarbeiten. Dafür setzt sich die Hessische Landesregierung ein: Zum Beispiel haben wir 2015 eine zentrale Stelle für Provenienz-Forschung am Museum Wiesbaden eingerichtet, die gezielt in den musealen Beständen des Landes nach NS-Raubgut sucht“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.

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