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Notfalls vor Gericht - To court if necessary

1998
1970
1945
Der Spiegel 8 October 2018

• Fritz Grünbaum gehörte in den Zwanziger- und frühen Dreißigerjahren, in Wien wie in Berlin, zu den beliebtesten Kabarettisten. 1938 holten die Nazis ihn aus einer Wiener Synagoge, er starb im KZ. Ausgerechnet die Deutschen machen es seinen Erben schwer, nach der Kunst zu fahnden, die er gesammelt hatte. 2016 löschte das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste Suchmeldungen für 63 Schiele-Grafiken aus der Datenbank »Lost Art«; alle hatten Grünbaum gehört, alle waren in der Nachkriegszeit auf den Markt gelangt. Obwohl ein US-Gericht vor Kurzem sogar Restitutionsansprüche der Erben bekräftigt hat, erwägt das Zentrum derzeit keine Neupublikation: Ein sogenannter verfolgungsbedingter Verlust sei für diese 63 Objekte nie glaubhaft gemacht worden. »Augenscheinlich« seien sie bis nach Kriegsende »in der Verfügungsgewalt der Familie geblieben«. Der Berliner Anwalt Jörg Rosbach, der drei Erbeserben von Grünbaum vertritt, wehrt sich gegen diese Argumentation und nennt die Löschung »unverständlich bis selbstherrlich«. Sie komme nur dem Kunsthandel entgegen, der um den Ruf solcher Ware fürchte. Das Zentrum widerspricht da vehement – tatsächlich aber besteht noch Klärungsbedarf, und der ist deutlich zu machen. Nach Meinung von Rosbach sollten die Suchmeldungen daher endlich wieder publiziert werden. Die Erben, sagt er, seien kompromissbereit. Jeglicher Widerspruch (etwa durch Händler) könne ja ebenso vermerkt werden. Bleibe es bei der Löschung, müsse man das Problem notfalls gerichtlich klären.

https://magazin.spiegel.de/SP/2018/41/159789701/index.html#159789701
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