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Tochter von Albert Speer gegen Rückgabe-Praxis von NS-Raubkunst - Albert Speer's daughter criticises Nazi-looted art restitution practice

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Die Welt 17 January 2019

Wenn NS-Raubkunst an ihren rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben wird, geschieht das nicht selten öffentlich. Nun kritisiert Hilde Schramm, Tochter von Albert Speer, dieses Vorgehen. Es zementiere ein antisemitisches Stereotyp.

Die ehemalige Grünen-Abgeordnete Hilde Schramm sieht durch die demonstrative Art, wie NS-Raubkunst zurückgegeben wird, das Bild vom „reichen Juden“ zementiert. „Es fördert in der Öffentlichkeit die Denkstruktur, dass alles, was die Juden hatten, viel wert gewesen ist“, so Schramm gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Sie beziehe sich dabei unter anderem auf die Rückgabepraxis von NS-Raubkunst aus der Gurlitt-Sammlung.

Dabei gerate in Vergessenheit, dass es sich bei den allermeisten Dingen um Alltagsgegenstände gehandelt habe, die deportierte oder zur Auswanderung gezwungene Juden zurücklassen mussten, so die 82-Jährige. „Das waren Gebrauchsgegenstände, die antiquarisch kaum etwas oder null wert sind.“

Hilde Schramm (Bild aus dem Jahr 2012) war früher Politikerin für die Grünen

Hilde Schramm ist Erziehungswissenschaftlerin und die Tochter von Hitlers Rüstungsminister und Chefarchitekt Albert Speer. Außerdem saß sie für die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin und gründete 1994 die Stiftung „Zurückgeben“.

Diese will dafür sensibilisieren, dass sich immer noch Gegenstände von enteigneten oder geflohenen Juden in deutschen Haushalten befinden. Die Stiftung fördert außerdem jüdische Frauen in Kunst und Wissenschaft. Dafür wurde sie am Montag mit dem „Obermayer German Jewish History Award“ ausgezeichnet.

Bei der Gurlitt-Sammlung handelt es sich um einen Kunstfund, der international für Aufsehen sorgte. 2012 wurden in der Wohnung von Cornelius Gurlitt rund 1500 Werke gefunden, darunter befand sich auch NS-Raubkunst. Das, was eindeutig als Raubkunst identifiziert werden kann, wird an die Eigentümer zurückgegeben.

Zuletzt war das bei dem Bild „Portrait de jeune femme assise“ der Fall. Es wurde an die Enkelin des ehemaligen Besitzers, dem französischen Politiker und jüdischen Widerstandskämpfer Georges Mandel, zurückgegeben.

 

 

https://www.welt.de/politik/deutschland/article187221162/Tochter-von-Albert-Speer-kritisiert-oeffentliche-Rueckgebe-von-NS-Raubkunst.html
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