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Was damals geschah: Die Deportation meiner Großeltern - What Happened Back Then: The Deportation of My Grandparents

1998
1970
1945
Jüdische Allgemeine 4 November 2022
von Julius Schoeps
(English translation below)

Der Historiker und Politikwissenschaftler Julius H. Schoeps über das Schicksal seiner Großeltern Käthe und Julius Schoeps


Julius H. Schoeps

Was mit den Juden in Hitler-Deutschland und den später besetzten Gebieten geschah, darüber sind wir aus den Geschichtsbüchern mehr oder weniger gut unterrichtet. Über viele Einzelschicksale weiß die Öffentlichkeit jedoch immer noch vergleichsweise wenig. Das gilt auch für meine Großeltern Käthe und Julius Schoeps. Sie beide sind, wie so viele andere deutsche Juden, einen schweren Weg gegangen.

Als am 4. Juni 1942 Reinhard Heydrich, der deutsche Sicherheitspolizeichef und stellvertretende Reichsprotektor in Prag, einem Attentat tschechischer Freiheitskämpfer erlag, wurden – in einer quasi »Strafaktion« der Nazis – kurz darauf 500 Berliner Juden zusammengetrieben. Die eine Hälfte von ihnen wurde sofort erschossen, die andere Hälfte zur Deportation »begnadigt«. Unter denen, die zur Deportation »begnadigt« wurden, hat sich auch Julius Schoeps befunden haben, mein Großvater.

Theresienstadt Noch am gleichen Tag wurde mein Großvater mit anderen »Begnadigten« per Güterwagentransport in das böhmische Theresienstadt (tschechisch Terezín) verbracht. Meine Großmutter Käthe, geborene Frank, 22 Jahre jünger als mein Großvater, begleitete ihn aus freien Stücken dorthin. Sie wollte ihren Mann nicht allein lassen und an seiner Seite bleiben. Sie hatten bis zum Zeitpunkt der Deportation in einer »Judenwohnung« im Berliner Stadtteil Charlottenburg hausen müssen. Ihr Vermögen war zuvor schon von den Behörden eingezogen worden.

Beide hatten vor der Deportation noch die Nachricht erhalten, dass das sehnlichst erwartete Enkelkind – meine Wenigkeit also - glücklich zur Welt gekommen war, und freuten sich, dass das Kind den Namen des Großvaters trug. In dem Glückwunschschreiben, das sie schickten, rieten sie ihrem Sohn und dessen Ehefrau, keine Entscheidung zu fällen, die vielleicht künftig für das Kind zur Belastung werden könnte.

»Ich halte es nicht für richtig«, bemerkte meine Großmutter in diesem Schreiben, »das Kind beschneiden zu lassen und zum Judentum zu erziehen. Nach meinen Erfahrungen bin ich absolut für Assimilierung«. Mein Vater hat sich im schwedischen Exil an diesen Rat nicht gehalten. Er ließ seinen Sohn beschneiden und war bemüht, ihn im Judentum zu erziehen.

brief In einem Brief, den mein Vater 1943 unter dem Eindruck der damaligen Geschehnisse verfasste und der mir 12 Jahre später, am Tage meiner Bar Mitzwah, im Nach-Hitler-Deutschland, in den frühen Jahren der Bundesrepublik also, ausgehändigt wurde, heißt es:

»Ich konnte als Dein Vater nichts andres tun als für das Selbstverständliche sorgen, daß Du in den Bund der Beschneidung aufgenommen wurdest und daß Du nach Möglichkeit eine jüdisch-religiöse Erziehung erhältst. Nach jüdischem Brauch bist Du mit dem heutigen Tag mündig und es ist in Deine Hand gelegt, wie Du es mit der Thora halten willst.«

Aber zurück zu meinem Großvater, zu Julius Schoeps, der 1864 in Neuenburg, Kreis Schwetz, Regierungsbezirk Marienwerder (in West-Preußen) als Sohn eines Ziegeleibesitzers geboren wurde. Nach einem Medizinstudium und anschließender Approbation war er 47 Jahre lang als Arzt in Berlin tätig.

Zeit seines Lebens verstand Julius Schoeps sich als Preuße und bekannte sich zur Monarchie und zu den Hohenzollern. Besonders stolz war er darauf, dass er seine Militärdienstzeit als »Einjährig-Freiwilliger« beendet hatte. Dem 2. Gardedragoner-Regiment Kaiserin Alexandra von Russland, dem er als einziger Jude angehörte, fühlte mein Großvater sich besonders verbunden.

Als meinem Großvater Ende der dreißiger Jahre von den Nazis die Approbation entzogen wurde, und er nur noch als »Heilbehandler« für »Nichtarier« zugelassen werden sollte, verzichtete er darauf, weiter zu praktizieren. Den Gedanken an eine Auswanderung wies er jedoch mit Entrüstung zurück. »Ich habe nichts Unrechtes getan, ich habe keinen Grund, aus meinem Vaterlande fortzugehen«. Er dachte wie so viele deutsche Juden, die meinten, Hitler und die Nazis seien zwar ein Übel, ein schlimmes Übel, aber letztlich ein vorübergehender Spuk.

Wie alle im Land verbliebenen Juden mussten meine Großeltern die Vornamen »Israel« beziehungsweise »Sara« annehmen und den gelben Judenstern anheften. Sie taten es widerspruchslos, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich gar nicht vorstellen konnten, den Anordnungen der Obrigkeit zu widersprechen. Nach ihrem Verständnis war es unmöglich, dass eine Obrigkeit unrechtmäßig handelt. Als sie schließlich doch den Antrag auf Ausreise stellten, war es bereits zu spät.

Ende 1941 war den Juden von den deutschen Behörden die Auswanderung untersagt worden. In den erhaltenen Familienpapieren befindet sich ein kleiner unscheinbarer Zettel mit Personenstandsdaten in der Handschrift meiner Großmutter, von dem ich nur vermuten kann, über welche Umwege er in meinen Besitz geraten ist. Wahrscheinlich hatte meine Großmutter ihn zur Beantragung der Einreisevisa für Schweden meinem Vater geschickt, der die Daten zur Ausfüllung von Formularen benötigte. Mein Vater hat den Zettel aufgehoben. Heute ist er ein historisches Dokument.


Der Historiker Julius Schoeps spricht auf der Tagung über das Schicksal seines Großvaters Julius Schoeps sel. A.

Aber zurück zu meinem Großvater. Er ist ein halbes Jahr nach seiner Deportation in Theresienstadt, kurz nach seinem 79. Geburtstag, qualvoll verstorben. Die Ursache war eine Urämie, die medizinisch nicht behandelt wurde. Wie sehr die Verrohung menschlicher Umgangsformen um sich griff, zeigte sich wenig später.

Ende 1942 wurden die Verstorbenen nicht mehr begraben, sondern entgegen dem jüdischen Ritus verbrannt. Zu diesem Zweck betrieb das sogenannte Ghetto Theresienstadt ein eigenes Krematorium. Die Asche meines Großvaters wurde in eine Schachtel gefüllt und zusammen mit 20 000 anderen Schachteln beziehungsweise Behältern, in denen sich die Asche verbrannter Juden befand, gelagert.

Im November 1944 wurden, wie berichtet wird, die jüdischen Frauen, die sich noch im KZ Theresienstadt befanden, von der Lagerverwaltung gezwungen, die Asche der Toten in den nahegelegenen Fluss – die Eger – zu schütten. Letzteres hat meine Großmutter nicht mehr miterlebt, es hätte ihr sicherlich unendliche Qualen bereitet.

Mein Vater, Hans-Joachim Schoeps, erfuhr vom Tod seines Vaters dadurch, dass seine Mutter, meine Großmutter also, unter der Empfangsbestätigung eines Päckchens den Zusatz »Witwe« vermerkt hatte. Später erreichte ihn ein Brief aus Theresienstadt mit Datum vom 1. Januar 1943, in dem es hieß:

»Am 27. Dezember (1942) ist Dein lieber Vater nach längerem Krankenlager gestorben. Ich war in seiner letzten Stunde bei ihm, er hat nicht gelitten und ist sanft hinübergeschlummert. Seine letzte Freude war Deine liebe Karte, die ich immer wieder vorlesen musste.«

Im besagten Bar Mitzwah-Brief, der mir Anfang der 1950er Jahre ausgehändigt wurde, gibt es eine Passage, die auch deshalb erwähnenswert ist, weil sie unmittelbar Bezug auf meinen Großvater nimmt:

»Er [Julius Schoeps] selber hatte zur jüdischen Religion kein inneres Verhältnis mehr […], aber er hat den Gedanken der Taufe stets von sich gewiesen. Um 1890 schlug sie ihm der Oberst des Regiments, in dem er als Unterarzt diente, vor und sagte ihm, wenn er das täte, eine glänzende Karriere als Soldat voraus. Dein Großvater hat Nein gesagt, weil er ein Ehrenmann war. Er ist auch so im Ersten Weltkrieg zum Oberstabsarzt im Dienstrange eines Majors befördert worden.«

Und weiter wird in diesem Brief bemerkt, dass jeder Mensch in einer Kette des Blutes und der Erinnerung steht, »die für die Juden nach unserem Glauben«, so mein Vater, »bis zum Sinai zurückreicht«. Und weiter heißt es in dem Brief: »Das ist ein großes Mysterium: Auch Du hast dort gestanden, auch Dir gelten alle Verheißungen und Strafandrohungen, die Gebote der Thora als Richtschnur für das Leben und die kommende Erlösung von aller Schuld.«

»Das Gedenken der Kette, das sichron awotejnu, ist deshalb für uns so wichtig. Das Heraustreten aus ihr ist der geistige Tod: Aber solange noch ein jüdisches Kind nach seinem Vater Kaddisch sagt, solange gibt es Judentum und – dies ist das zweite Geheimnis – solange gibt es individuelle Unsterblichkeit.«


Großmutter Käthe Schoeps

Meine Großmutter wurde am 18. Mai 1944 unter der Transportnummer Eb 2263 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. In einem Brief, den Rabbiner Leo Baeck nach dem Krieg am 21. Januar 1946 an meinen Vater schrieb, heißt es: »Mit Ihrer Mutter war ich, so oft es möglich war, zusammen, und es war immer eine gute Stunde, wenn ich sie sah und hörte. Es ging ihr, wenn sie auch unter all dem Elend, so wie wir alle, schwer litt, noch erträglich. Sie war in einer der großen Kasernen untergebracht … Zu meinem großen Schmerz ist Ihre Frau Mutter im Mai 1944 … nach dem Osten geführt worden.«

Wahrscheinlich wurde meine Großmutter, wie die meisten anderen Unglücklichen auf dem Transport, nach der Ankunft in Auschwitz direkt ins Gas geschickt. Das letzte von ihr überkommene schriftliche Lebenszeichen ist die Empfangsbestätigung für ein Paket, das ihr mein Vater 1944 aus Schweden geschickt hatte. Es trägt das Datum vom 10. März 1944 und enthält die handschriftliche Bemerkung: »Ich habe mich sehr über das Päckchen gefreut, insbesondere über das Obst und die Süßigkeiten.«

Die Schauspielerin und Regisseurin Käthe Starke-Goldschmidt, eine Jugendfreundin meines Vaters, die Theresienstadt überlebte, war vermutlich die letzte aus dem Bekanntenkreis, die meine Großmutter lebend sah. Sie sprach mit ihr kurz vor ihrem Abtransport nach Auschwitz. In ihrem Erinnerungsbuch »Der Führer schenkt den Juden eine Stadt« gibt es eine kurze Passage, in der sie mit wenigen, aber sehr einfühlsamen Strichen ein Bild meiner Großmutter zeichnete: »Mit ihrem hellblauen Kopftuch sah sie sehr zart und jung aus…«.

Den historischen Quellen zufolge wurden zwischen dem 14. November 1941 und dem 20. April 1945 140 000 Juden nach Theresienstadt verbracht. Von diesen starben 33 000 am Ort, 88 000 wurden in die Vernichtungslager deportiert, 19 000 waren noch am Leben, als das Ghetto befreit wurde. Meine Großeltern haben nicht dazu gehört.

Wir leben heute, Gott sei’s gelobt (»Baruch HaSchem«), in anderen Zeiten. In der heutigen Bundesrepublik Deutschland hat man es mittlerweile verstanden, was man an den einstigen deutschen Jüdinnen und Juden verloren hat. Begriffen haben das die Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsregiments 1 der Bundeswehr, die sich zu diesem Verlust bekennen. Im Dezember eines jeden Jahres gedenken sie des Todestages meines Großvaters, des einstigem Oberstabsarztes Dr. Julius Schoeps.  

Erinnerung Jedes Jahr wird an einem eigens für meinen Großvater geschaffenen Gedenkstein auf dem Gelände des Sanitätsregiments 1 in Berlin-Kladow in einer militärischen Zeremonie des Oberstabsarztes Dr. Julius Schoeps gedacht. Würde er dieses jährliche Zeremoniell persönlich erleben können, wäre das sicherlich für ihn eine späte Genugtuung.

Sonst erinnert an meine Großeltern und ihr Schicksal heute nur noch das eher versteckt liegende Familiengrab auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee in Berlin (Feld C 7). Ich habe, obgleich sie dort nicht ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, auf dem dort befindlichen Grabstein ihre Namen, Geburts- und Sterbedaten von einem Steinmetz einmeißeln lassen.

Nach jüdischem Brauch legt der Friedhofsbesucher im Gedenken an den Verstorbenen einen kleinen Kieselstein auf dem Grabstein nieder. Auf diese Art und Weise gedenkt er damit nicht nur der Verblichenen, die auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, sondern auch derjenigen, die in der Shoa ihr Leben verloren und für die keine letzte Ruhestätte vorhanden ist - so auch im Fall meiner Großeltern Käthe und Julius Schoeps.

Julius H. Schoeps ist Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam und Vorstandsvorsitzender der Moses Mendelssohn Stiftung.

English translation:

The historian and political scientist Julius H. Schoeps on the fate of his grandparents Käthe and Julius Schoeps

What happened to the Jews in Hitler's Germany and the later occupied territories is something we know more or less well from history books. However, the public still knows comparatively little about many individual fates. This also applies to my grandparents Käthe and Julius Schoeps. Like so many other German Jews, they both walked a difficult path.

When Reinhard Heydrich, the German security police chief and deputy Reich protector in Prague, succumbed to an assassination attempt by Czech freedom fighters on June 4, 1942, 500 Berlin Jews were rounded up shortly thereafter - in a quasi "punitive action" by the Nazis. Half of them were immediately shot, the other half were "pardoned" for deportation. Among those who were "pardoned" for deportation was Julius Schoeps, my grandfather.

On the same day, my grandfather and other "pardoned" persons were transported by freight car to Theresienstadt (Terezín in Czech) in Bohemia. My grandmother Käthe, née Frank, 22 years younger than my grandfather, accompanied him there of her own free will. She did not want to leave her husband alone and wanted to stay by his side. Until the time of the deportation, they had been forced to live in a "Judenwohnung" in the Charlottenburg district of Berlin. Their property had already been confiscated by the authorities.

Before the deportation, both of them had received the news that their eagerly awaited grandchild - that is, yours truly - had been born happily, and were pleased that the child bore their grandfather's name. In the congratulatory letter they sent, they advised their son and his wife not to make any decision that might become a burden for the child in the future.

"I do not think it is right," my grandmother remarked in that letter, "to have the child circumcised and brought up to Judaism. In my experience, I am absolutely in favor of assimilation." My father did not follow this advice in his Swedish exile. He had his son circumcised and was anxious to educate him in Judaism.

In a letter written by my father in 1943 under the impression of the events of that time, and handed to me 12 years later, on the day of my Bar Mitzvah, in post-Hitler Germany, in the early years of the Federal Republic that is, it states:

"As your father, I could do nothing but see to it that you were accepted into the covenant of circumcision as a matter of course, and that you receive a Jewish religious education if possible. According to Jewish custom, you are of age as of today, and it is in your hands how you will keep the Torah."

But back to my grandfather, to Julius Schoeps, who was born in 1864 in Neuenburg, district of Schwetz, administrative district of Marienwerder (in West Prussia) as the son of a brickyard owner. After studying medicine and obtaining his license to practice, he worked as a physician in Berlin for 47 years.

Throughout his life, Julius Schoeps considered himself a Prussian and professed his allegiance to the monarchy and the Hohenzollerns. He was particularly proud of the fact that he had completed his military service as a "one-year volunteer". My grandfather felt particularly attached to the 2nd Guards Dragoon Regiment Empress Alexandra of Russia, to which he was the only Jew.

When my grandfather's license to practice medicine was revoked by the Nazis at the end of the 1930s, and he was to be admitted only as a "healer" for "non-Aryans," he refrained from continuing to practice. However, he rejected the idea of emigration with indignation. "I have done nothing wrong, I have no reason to leave my fatherland". He thought like so many German Jews who thought that Hitler and the Nazis were indeed an evil, a bad evil, but ultimately a temporary spook.

Like all Jews remaining in the country, my grandparents had to take the first names "Israel" and "Sara," respectively, and pin on the yellow Jewish star. They did so without objection, not least because they could not imagine contradicting the orders of the authorities. In their understanding, it was impossible for an authority to act unlawfully. When they finally did apply to leave the country, it was already too late.

At the end of 1941, the German authorities had forbidden the Jews to emigrate. In the preserved family papers there is a small inconspicuous piece of paper with personal status data in my grandmother's handwriting, of which I can only assume through which detours it came into my possession. Probably my grandmother had sent it for the application of the entry visas for Sweden to my father, who needed the data for the filling out of forms. My father kept the piece of paper. Today it is a historical document.

But back to my grandfather. He died in agony six months after his deportation to Theresienstadt, shortly after his 79th birthday. The cause was uremia, which was not medically treated. The extent to which the brutalization of human manners was spreading became apparent a short time later.

At the end of 1942, the deceased were no longer buried but burned, contrary to the Jewish rite. For this purpose, the so-called Theresienstadt ghetto operated its own crematorium. My grandfather's ashes were placed in a box and stored together with 20,000 other boxes or containers containing the ashes of cremated Jews.

In November 1944, as it is reported, the Jewish women who were still in the Theresienstadt concentration camp were forced by the camp administration to pour the ashes of the dead into the nearby river - the Eger. My grandmother did not live to see the latter; it would certainly have caused her endless agony.

My father, Hans-Joachim Schoeps, learned of his father's death from the fact that his mother, my grandmother, had written "widow" under the receipt of a package. Later, a letter from Theresienstadt, dated January 1, 1943, reached him, stating:

"On December 27 (1942) your dear father died after a long illness. I was with him in his last hour, he did not suffer and slumbered gently away. His last joy was your dear card, which he wanted me to read to him over and over again."

In the said Bar Mitzvah letter, which was handed over to me in the early 1950s, there is a passage which is also worth mentioning because it directly refers to my grandfather:

"He [Julius Schoeps] himself no longer had an inner relationship to the Jewish religion [...], but he always rejected the idea of baptism. Around 1890, the colonel of the regiment in which he served as an undersecretary suggested it to him and predicted, if he did so, a brilliant career as a soldier. Your grandfather said no because he was a man of honour. He was also so promoted in the First World War to the rank of chief surgeon in the service rank of major."

And further, the letter notes that each person is in a chain of blood and memory, "which for the Jews, according to our faith," my father said, "goes back to Sinai." And the letter goes on to say, "This is a great mystery: you too have stood there, all the promises and threats of punishment, the commandments of the Torah, apply to you too as a guide to life and the coming redemption from all guilt."

"The remembrance of the chain, the zichron avoteinu, is therefore so important for us. Stepping out of it is spiritual death: but as long as a Jewish child still says Kaddish after his father, as long as there is Judaism and - this is the second secret - there is individual immortality."

My grandmother was deported from Theresienstadt to Auschwitz on May 18, 1944, under transport number Eb 2263. In a letter that Rabbi Leo Baeck wrote to my father after the war on January 21, 1946, it says: "With your mother I was together as often as it was possible, and it was always a good hour when I saw and heard her. She was still tolerating everything, even though she suffered severely from all the misery, as we all did. She was housed in one of the large barracks ... To my great sorrow, in May 1944 ... your mother was taken to the East."

Probably my grandmother, like most of the other unfortunates on the transport, was sent directly to the gas upon arrival at Auschwitz. The last written sign of life that survived from her is the receipt for a package that my father had sent her from Sweden in 1944. It is dated March 10, 1944, and contains the handwritten remark: "I was very happy about the parcel, especially about the fruit and sweets."

The actress and director Käthe Starke-Goldschmidt, a childhood friend of my father's who survived Theresienstadt, was probably the last of her acquaintances to see my grandmother alive. She spoke with her shortly before her deportation to Auschwitz. In her memoir book "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" (The Fuehrer gives the Jews a city) there is a short passage in which she drew a picture of my grandmother with a few but very sensitive strokes: "With her light blue headscarf she looked very delicate and young...".

According to historical sources, between November 14, 1941 and April 20, 1945, 140,000 Jews were taken to Theresienstadt. Of these, 33,000 died there, 88,000 were deported to the death camps, and 19,000 were still alive when the ghetto was liberated. My grandparents were not among them.

Today, praise be to God ("Baruch HaShem"), we live in different times. In today's Federal Republic of Germany, it is now understood what was lost to the former German Jews. This has been understood by the soldiers of the Sanitary Regiment 1 of the German Armed Forces, who acknowledge this loss. In December of each year, they commemorate the anniversary of the death of my grandfather, the former chief medical officer Dr. Julius Schoeps.  

At a memorial stone created especially for my grandfather on the grounds of Sanitätsregiment 1 in Berlin-Kladow, a military ceremony commemorates Oberstabsarzt Dr. Julius Schoeps. If he were able to experience this annual ceremony in person, it would certainly be a belated satisfaction for him.

Otherwise, the only reminder of my grandparents and their fate today is the rather hidden family grave in the Weißensee Jewish Cemetery in Berlin (Field C 7). Although they did not find their final resting place there, I had a stonemason carve their names, dates of birth and death on the gravestone located there.

According to Jewish custom, the visitor to the cemetery places a small pebble on the gravestone in memory of the deceased. In this way he commemorates not only the deceased who found their final resting place in this cemetery, but also those who lost their lives in the Shoa and for whom there is no final resting place - as in the case of my grandparents Käthe and Julius Schoeps.

Julius H. Schoeps is the founding director of the Moses Mendelssohn Center for European-Jewish Studies at the University of Potsdam and chairman of the board of the Moses Mendelssohn Foundation.






 

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